Zwischen Mallorca, der Ostseeküste und den Ärzten
Frisch aus dem, von neu entdeckter Musik, geprägten Urlaub zurück, möchte ich doch gerne meine Eindrücke der zuletzt gehörten Alben abgeben, weil einiges Überraschendes dabei war.
Um mit dem schlimmsten anzufangen: Das neue Ärzte-Album „Jazz ist anders“.
Als lokalpatriotischer Berliner, und auch, weil Farin und Bela aus meiner Hood kommen und Zwanzig Jahre vor mir in den gleichen Jugendclubs rumgehangen haben, finde ich die Ärzte wirklich großartig. Doch was sich die Herren beim neuen Album gedacht haben? Vor ein paar Wochen kam ein Masters auf einem völlig unbedeutenden Musiksender, wo die Band auch viel über dieses Album redete. Wie entspannt das Songwriting ablief, alle ihre Ideen einbringen konnten. Die Musikpresse sprach teilweise sogar von tiefgehenden und sozialkritischen Texten, die man von den Ärzten nicht kennt.
Als wir dann das Album auf der Fahrt nach Palma hörten, traute ich kaum meinen Ohren. Musikalisch durchaus weiterentwickelt – vor allem soundmäßig – wurde ich von offensichtlichen pubertär-intellektuellen und -sozialkritischen Texten erschlagen. Möglicherweise wurde ich in den letzten Jahren durch Rio und Kettcar etwas verwöhnt, doch ich glaube objektiv behaupten zu können, das Texte a la „…Du bist immer dann am besten, wenn Du es nicht erwartest…„, „…Lass die Leute reden, sie können es nicht anders…“ oder „…ich bin für immer breit (vom kiffen)“ nicht in die Kategorie der Texte mit Tiefgang gehören. Schon gar nicht von älteren Herren, die schon zu Glanzleistungen wie „Zu Spät“ oder „Hurra“ fähig waren. Gefallen wird es den „echten“ Fans allemal.
Eine nette Überraschung war dann aber Jennifer Rostock, die im Gegensatz beweisen, dass man in jungen Jahren auch eine einfache Wortwahl in gute Texte packen kann ohne so extrem-intellektuell wie Die Sterne oder Kettcar zu wirken.
Der Zufallskauf von Micky Green’s Album „White T-Shirt“ hat sich wirklich gelohnt, denn sie schafft es die prägenden Frauen der letzten Jahre zu vereinen und einen tollen Mix aus Minimal House, Folk und Pop zu schaffen.
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